Großglockner Ultratrail 110km

110km. 6500HM. Mein erster Hunderter.

Ich stehe in Kaprun bei der Athletenvorstellung auf der Bühne und der Moderator fragt mich wie ich mich auf meinen ersten Hunderter Ultra vorbereitet habe. Kurzes Schweigen. Mir fällt nichts ein. Ich stammle was, bis Gottseidank gleich der nächste dran ist.

Die Frage aber beschäftigt mich noch den ganzen Abend. Sind 110km was ganz was anderes was ich bisher gelaufen bin? Bin ich der Distanz gewachsen? Und den Höhenmetern? Ich bin sicher mehr als das doppelte vom Traunsee Rennen unterwegs. Und das waren 8 Stunden. Laut Veranstalter bin ich im erweiterten Favoritenkreis. Deswegen stehe ich hier jetzt vor allen Leuten.

Was mache ich hier eigentlich???

Rückblende, 2 Tage vor dem Start vom Großglockner Ultra. Ich mache meine ganze Umgebung verrückt dass am Wochenende endlich mein erster 100er ist! Dynafit bringt auf der Homepage ein Interview mit mir. Ich futtere Kohlenhydrate bis zum umfallen. Mein Betreuerteam, bestehend aus meiner Freundin Lisa und meinem Dad hab ich gebrieft. Sie kennen die Roadmap. Sie wissen wann und wo sie mich treffen, wie die Marschtabelle ist, was ich brauche.

Ich rede mir ein dass man einen 100er nicht trainieren kann. Ab 50km spielt sich alles im Kopf ab. Mentale Stärke ist gefragt.

Ich bin Teile der Strecke mit Klaus Gösweiner, Toni Pilz und Markus Reich bereits abgelaufen. Und Kals bis Rudolfhütte kenn ich noch von 2015.

What can possibly go wrong????

Kaprun. Um 23.00 löst sich mal die erste Anspannung. Endlich Start! Ich finde bald meinen Rhythmus, lasse mich nicht hetzen. Der erste Downhill ist eine Befreiung, die Forststraßen super um das eigene Tempo zu finden. Der Trail hinunter nach Fusch ist ein Wahnsinn! In der Dunkelheit die Wiesen runterballern und im zick-zack durch die Wälder, nur die Stirnlampen zeigen die nächsten Meter. Wow!!!

In den Top 10 komme ich mit Thomas Bosnjak nach Ferleiten. Ich sage Lisa nur schnell wie gut ich mich fühle und bin gleich wieder weg. 10 Minuten vor dem Zeitplan. Alles wie geplant…

Rein ins Käfertal Richtung Pfandlscharte. 1500HM in einem Zug. Es läuft. Hier wird wieder ein Tscheche überholt, Stecken runter und raufmarschiert. Der Ausblick ist fantastisch. Immer länger wird das Band an Lichtern die ins Käfertal hereinkommen.

Aufstieg zur Pfandlscharte. Foto: Frühmann
Aufstieg zur Pfandlscharte. Foto: Frühmann

Inzwischen merke ich wie mein Magen sich immer komischer anfühlt. Bald kann ich nichts mehr trinken. Auf Gels habe ich auch keinen Appetit mehr. Und mein Magen rumort so komisch. Noch 700HM zur Pfandlscharte.

Mein Kopf bekommt Panik. Warum kann ich nichts mehr essen? Ich mus was trinken!! Noch 300HM zur Pfandlscharte. Das Schneefeld bricht meinen Willen. Ganz oben seh ich ein Licht das nicht näherkommt. Dazwischen ein steiles Schneefeld, bei dem ich auf jedem zweiten Schritt ausrutsche. Gemeinsam mit einem Tschechen suchen wir den besten Weg hinauf.

Endlich! Auf der Pfandlscharte angekommen. Der Wind bläst sehr stark auf der Scharte, Ich ziehe mir meine Gore Tex Jacke über, es ist dunkel, 4 Uhr früh und ich raste kurz um ein Gel einzuwerfen. Ich schau mir die Geschmacksrichtung im Schein der Stirnlampe an und muss mich sofort übergeben. Ich stehe also mitten in der Nacht auf 2700m bei 80km/h Wind und kotze mir die Seele aus dem Leib.

Runter geht’s. Endlich komme ich beim Glocknerhaus an. Ich möchte nur eine heiße Suppe, bin ziemlich fertig. Lisa tauscht meine Softflasks aus. Wieder das Zeug dass ich nicht runterkriege. Beim weglaufen verliere ich noch die Banane für den nächsten Uphill.

Beim nächsten Anstieg wie erwartet: Ich bin leer. Ich kann das süsse Zeugs aus der Softflask nicht trinken; wenn ich nur an Gels denke wird mir schlecht und Riegel geht auch nicht. Wo ist mein Plan B? Soweit hab ich nicht gedacht…

Die nächsten Stunden werden zur Tortur. Bergauf langsames gehen und stehenbleiben. Flach langsamer Trab. Hinunter langsamer Trab. Später erklärt mir Meex was zu der Zeit in meinem Körper abgelaufen ist. Mein Magen ist es gewohnt in der Nacht zu arbeiten. Heute war ich auf den Beinen, das Blut fehlte im Magen. Nochdazu war es eine recht warme Nacht, da tut sich der Magen nochmal schwerer. Magen rebelliert, verweigert den Dienst.

Am Lucknerhaus warten Lisa und mein Dad wieder. Ich steige aus. Mein Körper hat während der letzten 4 Stunden Belastung die Nahrungsaufnahme verweigert. Ich bin sowas von leer. Nach 50km und 4000HM. Der Großglockner Ultratrail ist ein Monster.

Wir fahren zurück nach Kaprun. Klaus Gösweiner und Gerald Fister gewinnen wieder den Großglockner Ultra in einer extrem starken Vorstellung.

Ich muss erst mal schauen ob ich wieder so schnell bereit für einen 100er bin. Es gibt ja auch schöne und anspruchsvolle Strecken um 50km.

PS: Ich habe viele ermunternde Posts bekommen dass ich es nächstes Jahr wieder versuchen kann. Ehrlich gesagt reizt mich derzeit die 60km von Kaprun nach Kals mehr als die ganze Runde. Mal schauen, vielleicht steh ich wieder am Start, aber in Kals wartet der 2. Mann für die Staffel

2 thoughts on “Großglockner Ultratrail 110km

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  1. Mit ein bisschen Abstand schaut auch sowas gleich wieder ganz anders aus. Auch wenn ich noch nie einen hunderter gelaufen bin habe ich schon oft erlebt, dass auf so Projekte nach ein paar Jahren plötzlich wieder riesen Lust bekommen kann….:-)

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