Großglockner Ultra 2018: Subjektiv vs. Objektiv

Auf was können wir Läufer vertrauen? Unser subjektives Gefühl oder objektiven Zahlen/Daten/Fakten? Können uns die Zwischenzeiten, Strava und Movescount bessere Analysen geben als die Eigene Einschätzung nach einem Lauf?

Objektivität (Auch: Sachlichkeit)Allgemeine Bezeichnung für die Tendenz, die Wirklichkeit (s. Realität) sachlich zu beurteilen und sich an vorhandenen Daten oder Fakten zu orientieren.

Subjektivität: Bezeichnung für das Vorhandensein bzw. die Gültigkeit eines Inhalts in einem individuellen (persönlichen) Bewußtsein. Alle Erlebnisinhalte eines Menschen (z.B. Wahrnehmung, Gedanken, Gefühle usw.) sind insofern subjektiv (s. Subjektivität), als daß sie nur dieser Person direkt zugänglich sind und nicht von außen (z.B. durch andere Personen) beobachtet werden können (s. Beobachtung).

(Psychologie Fachgebärdenlexikon)

Großglockner Ultra 2018.

Wieder einmal. Letztes Jahre hatte ich mir selber viel Druck gemacht, viel vorgenommen und es war ein massiver Fail (subjektiv gesehen). 2015 war ich bei der ersten Auflage des 50km Glockner “Kalser Tauern Trail” bereits dabei. Auch heuer schwärmten wir von der Hammer Strecke damals mit der Schmidinger Scharte: 500HM auf 1,5km (subjektiv) vor dem Downhill zum Kitzsteinhorn. Auf allen Vieren ging es da hoch. Ich habe neben mir die 110km Teilnehmer weinen sehen.

Objektiv sieht die Strecke ja nicht allzu schwierig aus. 2000HM auf 50km, ein langer Anstieg zur Rudolfshütte und dann ein kleiner Anstieg aufs Kapruner Törl. Danach nur mehr Downhill ab km26. Das habe ich aus dem Höhenprofil herausgelesen. Aber das schaut in Wirklichkeit ganz anders aus. Zick-Zack im Downhill mit Rhytmus brechern und extrem Technisch, keine schnellen Downhills…

Freitag Abend: Gemeinsam mit dem Kollegen vom Dynafit Team bereiten wir uns auf das Rennwochenende vor. Bevor die Heroes auf die 110km km Strecke ging, waren wir bereits unterwegs nach Matrei i. Osttirol. Mein Room-mate Philipp Quack und ich bezogen unser Zimmer und waren dann recht schnell im Land der Träume.

Samstag, kurz vor dem Start. Philipp und ich waren gerade beim Einlaufen, da kam Andre Purschke (110km) aus der Verpflegungszone. Gezeichnet von der durchlaufenen Nacht war er auf dem 3. Platz, aber er machte einen sehr starken Eindruck.

7:00 Uhr Start: hinauf zur Rudolfshütte. Subjektiv fühle ich mich gut. Durch das Tauerntal geht es gut mit dem Laufen. Das steile Stück hinauf mit Stöcken geht es auch gut. Ich laufe als 15. Gesamt über die erste Zwischenzeit.

Hinein ins Tauerntal bei milden Temperaturen (Foto Sportograf)

Objektiv gesehen war ich auf diesem Abschnitt recht schwach unterwegs. Auf Strava bin ich das Segment  “Kalser Tauern” auf 30min Länge genau 30sec schneller gelaufen als im 2015er Rennen. Damals ausgerastet, heuer mit bereits 5 Wettkämpfen in den Beinen, aber 3 Jahren zusätzlichen Trail Trainings. Eigentlich müsste ich hier viel schneller rauf!

Rudolfshütte – Mooserboden: Subjektiv am letzten Zacken beim Downhill nach der Rudolfshüte mit Josef Gruber. Objektiv auf Strava auch auf die Spitze nichts verloren. Passt!! Aber kurz vor dem Anstieg zum Kapruner Törl: Stockbruch durch Horizontalbelastung. Das hält kein Carbon Stock aus! Damit ist der Anstieg hinauf zum Kapruner Törl extrem zach! Auch Objektiv verliere ich hier innerhalb einer Stunde an die 10min auf die Spitze. Aber komischerweise werde ich nur von 2 Leuten überholt. Vielleicht geht es mehreren Leuten so wie mir:  Ziemlich dreckig.

Der Masterplan sieht vor dass ich ab dem Kapruner Törl voll angreife. Subjektiv fühle ich mich am Boden und gefühlt komme ich nicht vom Fleck hinaus zum Mooserboden. Der Trail hier wäre gut zu laufen, er ist Flach oder leicht kupiert, aber ich komme in einen subjektiven Wohlfühltrab. Ich überlege echt ob ich aufhören soll. Sicher werde ich gleich massenweise überholt. Ich schalte Mental um und konzentriere mich auf andere Sachen und Zwischenziele. Objektiv laufe ich laut Strava recht konstant und kann auf ein paar Konkurrenten ein paar Minuten gutmachen. Objektiv komme ich bei der Zwischenzeit Mooserboden als 11. durch. Also seit der Rudolfshütte 4 Plätze gutgemacht???????

Von hier gehts nur noch bergab. Aber wie! ein kleiner Trail, dann wieder auf die Straße, wieder auf den Trail, ein paar 30km Leute überholen, auf eine sture Läuferin treffen die einen partout nicht vorbeilassen will, da sie sich so auf den Trail konzentrieren muss, einen dehydrierten Polen mit Wasser versorgen bevor er völlig umkippt. Irgentwann kommen die letzten flachen 5km. In sengender Hitze. Beim Springbrunnen noch eine Minute verbraten um Wasser zu trinken und den Kopf kühlen.

Nach 5h 42min ist es geschafft! Ich bin im Ziel und auf dem 11. Platz gesamt; 2. Platz AK. Im Ziel bin ich etwas entäuscht. Ab dem Stockbruch bilde ich mir ein es war ein subjektiv recht schlechtes Rennen. Wenn ich mir aber jetzt die Daten auf Strava und der Ergebnisliste ansehen, bin ich den 2. Teil bergab recht gut gelaufen, aber halt aufs Kapruner Törl rauf recht viel verloren.

Im nachhinein muss ich Objektiv zufrieden mit meiner Leistung sein. Es sieh ganz so aus als ob die Objektiven Daten der subjektiven Wahrnehmung widersprochen haben.

 

 

 

 

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