Sardinien UTSS

Nachdem ich schon des Öfteren auf der Insel war und den ein oder anderen Trail erkundete, wurde die Idee geboren dass wir (Markus, Sebastian und ich), den ultimativen Trailbewerb des Landes zu bestreiten, den Ultra Trail Supramonte Seaside.

Der Zeitpunkt Anfang Oktober passt perfekt. Die Familienurlaube sind abgehakt und bei einer Flugzeit von nur 1h20min von München nach Olbia steht einem entspannten After-Season Kurzurlaub nichts mehr im Wege.

Am Mittwoch war es dann endlich soweit. Nach kurzer Reisezeit landen wir um 21 Uhr bei ca. 20 Grad, während in Österreich schon der Schnee bis auf 1200 Meter Höhe fällt. Mit von der Partie ist dieses Mal auch Sebastian Falkensteiner, ein Dynafit Laufkollege von Michael, der zwar aufgrund einer Verletzung nicht am Rennen teilnehmen kann, sich das Abenteuer aber trotzdem nicht entgehen lassen will.

Sebastian darf uns dann auch durch die Gegend chauffieren. Der Weg von Olbia zu unserer Unterkunft in Baunei hat es in sich, der Teil ab Dorgali führt quer durch das Supramonte Gebirge. Enge, zum Teil 180 Grad Kurven fordern Mensch und Maschine. Um 23 Uhr in den verwinkelten Gassen von Baunei unsere Unterkunft zu finden, erfordert nochmal unsere volle Konzentration.

Kurz das Apartment erkunden und dann ab in die Vertikale. Wir hatten alle einen langen Tag und den nächsten Tag hatte ich bereits akribisch durchgeplant, Tagwache um 7:00, und das im Urlaub 😉

Am nächsten Morgen warten wir in Cala Gonone auf ein Taxiboot, das uns zur Cala Luna Bucht bringen wird. Bei einem Cappuccino schauen wir dem Treiben am Hafen zu. Es sind viele Wanderer und noch mehr Kletterer unterwegs. Bald wissen wir auch warum. Direkt am schönen Sandstrand von Cala Luna führen kurze Kletterrouten einer schroffen Felswand empor. Wir schauen den Kletterern noch etwas zu und starten dann einem Trail entlang, der uns zur Bucht Cala Sisine führt. Dieser Weg ist auch ein Teilstück des UTSS.

Es geht entlang der einsamen Pfade des Supramonte Gebirges. Keine befestigten Straßen, keine Dörfer, keine Menschen, lediglich Ziegen, Schweine und abgemagerte Kühe queren unseren Trail. Der Untergrund ist grob und steinig, die Sonne heizt gnadenlos mit über 30° herunter. Diese Temperaturen sind wir eindeutig nicht mehr gewohnt. Nach 21 Kilometer und ca. 1300 HM kommen wir durstig und hungrig wieder zurück an den Strand von Cala Luna.

Raus aus den verschwitzten Laufklamotten und direkt hinein ins Meer. Die Körpertemperatur wird äußerlich durch das kristallklare Wasser der meterhohen Wellen, und innerlich mit einem kalten “Ichnusa”, dem sardischen Bier, auf Normalniveau gesenkt.

Entspannt geht es dann mit dem Boot wieder retour nach Cala Gonone. Noch schnell die nötigsten Lebensmittel im Supermarkt organisiert dann geht es auch schon Richtung Baunei in unsere Casa.

Am Abend geht es dann auf Futtersuche, wir sind hungrig und freuen uns auf Pizza Italiano, vor allem Markus liegt uns schon den ganzen Tag deswegen in den Ohren. Seine Stimmung wird nicht besser als wir erfahren, dass in der Nachsaison der Pizzaofen nur noch am Wochenende angeworfen wird. Der Hunger siegt dann doch und wir geben uns mit Pasta zufrieden, nachdem Google Translate uns bei der Menüauswahl geholfen hat.

Am zweiten Tag ist eine Fahrt zum Aussichtspunkt Pedra Longa geplant. Hier wird es mit 700 steilen Höhenmetern beim Rennen das erste Mal richtig zur Sache gehen. Unter uns schimmert türkis das Meer, während wir auf schmalen Pfaden hinauf zu einer verlassenen Schäferhütte laufen. Anschließend entspannen wir bei einer guten Tasse Cappuccino auf der Terrasse der Trattoria Pedra Longa.

Am Nachmittag fahren wir zum Startort des Rennens, nach Santa Maria Navarese, um uns dort unsere Startnummern abzuholen. Die Formalitäten gehen schnell und unkompliziert von Statten, obwohl sich die Einheimischen mit Fremdsprachen schwertun. Es gibt keinerlei Übersetzungen, aber einen lockeren Veranstalter, der dem Ganzen einen sehr familiären Charakter vermittelt. Neben uns Österreichern sind noch eine Handvoll Deutsche, Schweizer, Franzosen und Polen für die verschiedenen Distanzen gemeldet, dennoch sind ca. 90% der Starter Italiener.

Abends bieten die Restaurants spezielle Läufermenüs an. Markus und Sebastian kommen endlich zur ersehnten Pizza, während ich mich für Shrimp Spaghetti und Dorade entscheidet. Fisch vorm Rennen? Volles Risiko 🙂 Wenn der Fisch hier nicht gut ist, wo dann?

Race Day. Markus startet die 90km bei Sonnenaufgang, 4:30 Tagwache, 5:15 Abfahrt, 6:00 Uhr Start. Wir treffen ihn nach 5km im bekannten Pedra Longa, sonst gibt es fast keine Straßen zu den Trails. Die Verpflegungsstationen werden mit dem Boot angefahren.

Um 8.00 starte ich meinen Bewerb. Bei km22 bin ich mit dem Vorjahressieger (Sarde!) gleichauf. Die 43km Strecke hat steile Anstiege, gefährliche Downhills über Schotterfelder und ein trockenes Flussbett in dem man 5km ohne Weg in tiefem Sand läuft. Nach 4h24 komme ich als Sieger der 43km Distanz ins Ziel! Es herrscht super Stimmung, da gleichzeitig auch die 25km Läufer ins Ziel kommen.

Auch die 90km Distanz spielt alle Stücke. Man muss einen Fluss durchqueren, das kühle Nass ist eine Wohltat bei diesen hohen Temperaturen. Dann gibt es ein ausgetrocknete Flussbett mit feinem Sand, der Ausgangspunkt zu einem 800HM Anstieg. Der Weg führt direkt hinauf durch das Dickicht von Macchiasträuchern, ein Genuß für jeden der eine masochistische Ader hat und ein wenig auf Selbstgeiselung steht. Alle 10km gibt es Verpflegungsstation, teilweise spartanisch mit Wasser und Cola. Die meisten aber mit Salami, Pecorino Käse, Dolci, Wein und Bier.

Leider muss Markus nach 83km und 3mal Verlaufen aus dem Rennen ausscheiden. 2 Stürze, ein ungewollter Kontakt von Kopf und einem Holzbalken und massive Kreislaufbeschwerden, zeichnen ihn. Markus wird vom Sanitäter “überredet” seiner Gesundheit zu Liebe das Rennen zu beenden. Nach einer Infusion im Krankenwagen kann er aber schon wieder scherzen.

Es geht jeder Kurzurlaub einmal zu Ende, so auch dieses Abenteuer. Wir reisen am nächsten Tag mit einer Menge neuer Eindrücke im Rucksack zurück nach Österreich. Uns erwarten 5°C und der Schnee schaut schon weit bis ins Tal herunter. Mit einem innerlichen Seufzer denken wir nochmal an das Meer, die Sonne und die warmen Trails auf Sardinien zurück.

Fazit

Sommerausklang auf Sardinien. Ein feines, kleines Rennen im Supramonte, nicht in den Alpen. Verpflegungsstationen am Strand. Ein Paradies für Wanderer, Kletterer und natürlich Trail-Läufer. Die warmen Temperaturen und das angenehm warme Meerwasser laden auch im Oktober noch zum Schwimmen und Tauchen ein.

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Info zum Rennen:

Start in Santa Maria Navarese und Ziel in Baunei (ca. 2h von Olbia entfernt)

Strecken: 43km/2100HM, 90km/4200HM und ein 16km / 25km Rennen

Webpage: http://ultrasupramonte.blogspot.de/

 

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