Bergmarathon Traunsee

Gmunden, kurz vor 3.00 Uhr Früh. Bunt gekleidete Läufer trudeln mit Ihren Stirnlampen am Hauptplatz ein. Ferngesteuert gehen sie zum Kaffeeausschank, in der Hoffnung das es einen munter macht. Junge Burschen sind am Heimweg vom Ausgehen, recht gut drauf, und kriegen einen Lachflash wenn sie hören dass die bunten Leute jetzt mitten in der Nacht um den Traunsee laufen. 70km. 4500HM.

Lisa begleitet mich heute und wird bei ein paar Verpflegungsstationen auf mich warten. Gemeinsam schauen wir dem Treiben zu und reden mit unseren Freunden, dich auch durch die Nacht laufen wollen.

7 Berge liegen vor mir. Steile, ausgesetzte Anstiege, teilweise mit Seil gesichert und Eisenhaken als einziger Auftrittspunkt. Matschige, rutschige Downhills, gespickt mit Wurzeln und Steinen, die von den vielen Berggehern schon total speckig und rutschig sind. Genau deswegen bin ich hier. Das wahrscheinlich technisch anspruchvollste Trailrennen im deutschprachigen Raum. Mythos Bergmarathon Traunsee.

Grünberg.

Punkt 3.00 Uhr setzt sich die Masse in Bewegung hinauf auf den Grünberg. Die ersten 500HM zum einrollen. Ich kommen in einen schönen Rhythmus und es geht in die dunkle Nacht. Dann der ersten Downhill in der Nacht. Meine Stirnlampe ist zu locker (sonst bekomm ich recht schnell Kopfschmerzen), und kugelt dauernd in mein Gesicht. Obwohl es Nacht und stockdunkel ist geht es die Forststraßen und Trails mit einem 3:50er Schnitt runter.

Traunstein.

Jetzt geht’s ans Eingemachte. 1000HM über den Naturfreundesteig hinauf zum Traunstein Naturfreunde Haus. Hier muss man hellwach sein. Auf allen Vieren und am Seil hinaufziehend geht es über die Steinplatten. Hinauf auf die 5m hohe Leiter und durch die senkrechte Wand mit den Eisenhaken als Trittfläche. Einfach Genial! Inzwischen sind wir zu dritt. Gemeinsam mit Matthias Dippacher und einem Einheimischen geht es hinauf. Kurz vor dem Naturfreundehaus fängt es an zu regnen. Jetzt ist der Downhill auch noch nass. So steil wie es rauf ging, geht es auch wieder runter. 800HM in knappen 2 Kilometer. Dippi und ich legen uns ein paar mal hin, aber Gottseidank ohne gröbere Blessuren. Laut Strava sind wir auf Platz 4 der Bestenliste im Segment Maieralm steig Downhill. Darauf kann man aufbauen 😊

Spitzelstein.

Bei Karbach startet dann ein super feiner Trail zum Spitzelstein (Daxnersteig). Flowig geht es dahin, immer ein paar meter über dem Traunsee. Und dann kommt die Wand. Der Spitzelsteinweg ist eigentlich kein Weg. Er wird nur jedes Jahr für den Bergmarathon hergerichtet. Und es geht quasi senkrecht hinauf. Fast oben am Grat schau ich hinunter: Wie bitte, da soll ich gerade rauf sein? Wo denn? Und der Weg hinauf hört nicht auf. Dippi ist davongezogen und inzwischen weit vor mir. Endlich oben! Kurze Verpflegungspause und auf einem schmierigen Trail hinunter nach Ebensee. Ich möchte nicht wissen wie rutschig der Trail nach 100 Läufern war. Ich surfe mehr hinunter als Laufen. Irgentwie behalte ich immer das Gleichgewicht und kommen nicht dreckverschmiert bei der Halbzeit in Ebensee an. Lisa erwartet mich bereits. Ich wechsle meine Schuhe, um für die nächsten 35km mehr Dämpfung zu haben. Welche Wohltat! Trockene Schuhe!!!

Feuerkogel

Konzentriert und voll motiviert geht es auf den letzten großen Berg. 1000HM sind vor mir bis zum Gipfel des Feuerkogels. Natürlich fängt es oben auf 1500m wieder regnen an. Zach ist der Anstieg. Und Einsam. Seit Stunden habe ich keinen anderen Läufer mehr gesehen. Weder hinter mir noch vor mir. Endlich sehe ich die Hütte der Verpflegungsstation. Die Mannschaft auf der Station ist Lustig und wir scherzen dahin. Jetzt geht’s in den Downhill. Ich liebe Downhills. Speziell am Ende von Rennen. Aber was war das? Ich dachte ich stehe!!! Das war kein Downhill und kein Trail, das war nur noch wild! Ich musste teilweise hinunter gehen!! Der Weg war steinig, nass, mit Absätzen versehen und Wurzeln überdeckt. Und jeden Meter ging es 90° in eine andere Richtung steil hinunter. Ich rutschte, torkelte, flog über Wurzeln, knackste mit dem Fußgelenk an Steinen um. Mittendrin verlor ich das Gleichgewicht und krachte auf eine Felswand. Meine Hand bog es hinten durch. Das Krankenhaus stellte danach einen Kapseleinriss im Gelenk bei 2 Fingern fest. Später befragte ich im Ziel meine Freunde was das wildeste an diesem Rennen war. Einstimmig war es heute der Downhill vom Feuerkogel.

Gmundner Berg

Schön langsam nimmt der Asphalt überhand. Die letzten Berge gehen über die Hügel am Westufer des Traunsees.Laufbar, aber immer den Rhythmus brechend hinauf, hinunter. Aber die Traunseer sind ein Wahnsinn! Die Autos auf den Landstraßen lassen die Fenster hinunter und klatschen einem ermunternd zu, jeder feuert die Läufer an. Hier sieht man welchen Kultstatus der Bergmarathon in der Region genießt.

Endlich ist der letzte Berg geschafft. Gerade geht es hinunter Richtung Gmunden. Die letzten 2 Kilometer auf der Esplanade am Seeufer durch die Anfeuerungsrufe der Zuschauer.

Ich komme als Gesamt 4. des Bergmarathon Traunsee 2017 ins Ziel. Die 70km und 4500HM schaffe ich in 8h 13min.

Der Bergmarathon Traunsee ist schwierig, hat gefährliche Trails und wilde Downhills. Genau was ich mag! Ich wurde nicht enttäuscht. Harald und sein Team sind auf dem besten Weg den Bergmarathon Traunsee nicht nur für Einheimische interessant zu halten sondern auch für alle auswärtigen Trailläufer ein spannendes Abenteuer bereit zu halten.

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